Lebst du noch
oder spielst du schon?
Die 2024 eröffnete Spielebar „Das Brett“ wirbt damit, die erste ihrer Art in Innsbruck zu sein. 6020 war für euch vor Ort – ein Lokalaugenschein.

Die 2024 eröffnete Spielebar „Das Brett“ wirbt damit, die erste ihrer Art in Innsbruck zu sein. 6020 war für euch vor Ort – ein Lokalaugenschein.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag von 15 bis 1 Uhr.
Freitag bis Sonntag von
10 bis 1 Uhr.
Montag Ruhetag.
Es ist Dienstagnachmittag, 16.15 Uhr. Neugierig darauf geworden, ob die Innsbrucker Spielebar auch wirklich hält, was sie verspricht, sitze ich inkognito als Geek getarnt im „Das Brett“ in Mariahilf und beobachte die Umgebung. Die spanischen Rhythmen im Hintergrund verströmen Gute-Laune-Stimmung und die harmonisch-grünen Hängepflanzen steigern den Wohlfühlfaktor. Am Nachbartisch hat sich bereits eine kleine Gruppe Gamer:innen eingefunden. Mit konzentrierten Gesichtern brüten die vier über einem Kartenspiel – so vertieft, als wären sie irgendwo zu Hause in ihrer WG. Und schon erklärt es sich, warum es diese Bar in Innsbruck gibt – und wahrscheinlich auch braucht: Es ist ein Ersatz für dieses Wohnzimmer, auf das viele Mieter:innen aus Platzgründen verzichten müssen.
Der erste Eindruck.
Auf der Karte finden sich mehr Drinks und kulinarische Leckerbissen ein, als eine Spielebar vermuten lässt: Von Pulled-Pork-Sandwich über Gemüse-Eintopf bis hin zu veganem Chili. Ein Großteil der Speisen wird zudem als hausgemacht beschrieben. Billiger geht in der Landeshauptstadt zwar immer, dennoch müssen sich die Preise nicht verstecken. Ein Mitarbeiter reißt mich mit seiner freundlichen Begrüßung aus den Gedanken und ich bestelle einen Chai Latte. Motiviert macht er sich an die Arbeit, während ich das Spieleregal inspiziere. „Bist du zum ersten Mal bei uns?“, fragt er, als er mit der Bestellung zurück ist. Ich bejahe und werde prompt in das Schema eingeweiht.
Einzigartiges Konzept.
„Rund 500 Spiele befinden sich in den Regalen, die farblich in drei Kategorien unterteilt sind“, erklärt er. Von Grün für Anfänger:innen über Gelb für Hobby-Spieler:innen bis hin zu Rot für ausgefuchste Profis sollte damit jede:r Spieletyp:in das Passende für sich finden. Der Vielfalt und Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. So finden sich altbekannte Strategiespiele wie „Risiko“ oder „Die Siedler von Catan“ genauso wie kunterbunte Quizze und Kartenspiele wie „Taco Katze Ziege Käse Pizza“. Manch ein Spiel begeistert allein schon anhand der Utensilien, wie der Gummi-Burrito oder das Schwert aus Schaumstoff. Und neben weltweiten Neuheiten stehen auch Videospiel-basierte Games wie „Slay the Spire“ oder Knobelspiele wie „Ubongo 3D“ im „Das Brett“ zum Verleih bereit – gegen eine einmalige Gebühr von 2,50 Euro pro Person und Besuch.
„Waschechte Klassiker, etwa ‚Mensch ärgere dich nicht‘ oder ‚Uno‘, führen wir nicht in unserem Sortiment“, so der aufmerksame Mitarbeiter und lässt auch mit dem Grund nicht lange auf sich warten: „Es gibt so viele Spiele weltweit. Die Menschen sollen auch mal was Neues entdecken und ausprobieren.“ Er selbst kenne fast jedes einzelne Exemplar im Regal. Dann fällt mein Blick auf ein paar Brettspiele, die so groß wie eine Tischplatte sind. „Die Crokinole – ein traditionelles Geschicklichkeitsspiel aus Nordamerika – ist von uns selbst gebaut worden.“ Und somit schreit es förmlich danach, ausprobiert zu werden. Also nehme ich es mit an den Tisch und mache mich auf die Suche nach einem/einer Mitspieler:in. Die hat sich auch schnell gefunden und zu meinem Glück kennt sie das Spiel bereits. Nach einer kurzen Einführung streuen wir den zugehörigen Spezialsand auf das Brett, damit die Spielsteine besser rutschen – und legen auch schon los. Dabei ist nicht nur Konzentration gefragt, sondern auch die richtige Dosis an Gefühl, um auf Punktejagd zu gehen und die Scheibe in das Mittelloch zu schnippen.
Ein Ort der Emotionen.
Der Raum füllt sich allmählich mit weiteren Spielverliebten und mit jedem besetzten Tisch wird der Geräuschpegel lauter. So stelle ich mir vor, wie sich die Spielebar vor allem an regnerischen Tagen oder abends als ein Ort geballter Emotionen entpuppt, der mit jedem Lachen, Jubelruf und Handschlag oder gar dem ein oder anderen Tränen- und Wutausbruch erst so richtig lebendig wird. Ein perfekter Ort, um Zeit mit Freund:innen, Familie, Partner:innen oder auch allein zu verbringen und den Gefühlen freien Lauf zu lassen – oder anhand des ein oder anderen Spiels in Erinnerungen zu schwelgen.
Drei Wettkämpfe später beende ich meinen „Spielerausch“. Muss ich auch, denn der Tisch ist ab 18 Uhr bereits besetzt. Der Nachmittag ist eine gute Zeit für alle, die sich einfach mal in Ruhe umsehen oder heimlich auf den nächsten Spieleabend vorbereiten möchten. „Ab 18 Uhr sind dann fast immer alle Tische reserviert, egal ob werktags oder am Wochenende. Und manche Spiele dauern dann stundenlang.“ Wie zur Bestätigung geht in diesem Moment die Tür auf, zwei Herren treten ein und fragen nach ihrem Tisch. Mit einem Lächeln verlasse ich die Bar und lege die Geek-Tarnung am Ausgang wieder ab. Und obwohl ich ein eigenes Wohnzimmer besitze, lässt das nächste Spieleabenteuer im „Das Brett“ bestimmt nicht lange auf sich warten.
Fakten am Rande: