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Kampf um Raum

Kunst und Kultur brauchen Platz.

Kampf um Raum

Kunst und Kultur brauchen Platz. Der ist in Innsbruck knapp – und wird immer knapper. Institutionen wie Hafen oder Weekender sind geschlossen, Ersatz gibt es keinen. Dabei ließe sich bestehender Leerstand bestens nutzen, wie das tragische Beispiel der Talstation zeigt. Einen Lichtblick hingegen gibt es in Vill.

Seit 2022 hat der Verein „Junge Talstation“ keine Räumlichkeiten mehr. Die ehemalige Hungerburgbahn-Talstation wurde seit 2014 als Kulturstandort genutzt, ist nun aber sanierungsbedürftig. Das Gebäude der Innsbrucker Nordkettenbahn GmbH entspricht nicht mehr den feuer- und baupolizeilichen Anforderungen. Thomas Krug, Geschäftsführer der „Jungen Talstation“ ist sich aber sicher: „Man könnte mit relativ wenig Geld wieder aufsperren.“ 2022 beauftragte der Verein ein Architekturbüro mit einer Kostenschätzung, die mit 550.000 Euro veranschlagt und der Stadt vorgelegt wurde. Ein Jahr später machte die IIG (Innsbrucker Immobiliengesellschaft) auf Wunsch der Stadt eine neue Schätzung und kam dabei auf über eine Million Euro. So umfangreich müssten die Sanierungsmaßnahmen für eine erneute Öffnung der Talstation gar nicht sein, wenn es nach Thomas Krug geht.Er fordert von der Statregierung schon längst den Ankauf und die Sanierung des Gebäudes, aber nach Jahren des Wartens vor allem eines: „Wir wollen Klarheit. 
 Wird es was oder wird es nichts?“

Gibt es eine Zukunft?
Im „Zukunftsvertrag Innsbruck 2024 bis 2030“ der aktuellen Stadtregierung ist jedenfalls wortwörtlich zu lesen: „Wir wollen die ehemalige Talstation der Hungerburgbahn für die Junge Talstation ankaufen und sanieren und die Trassenführung der alten Bahn so entwickeln, dass sie einen Mehrwert für die Bevölkerung darstellt.“ Aus dem Büro von Bürgermeister Johannes Anzengruber ist aber zu hören, dass der Ankauf der Talstation im Moment nicht möglich scheint. Dort geht man vo Sanierungskosten von rund 1,3 Mio. Euro und einem Kaufpreis von 450.000 Euro aus. Zudem seien „die Kosten des Erwerbs, der Sanierung und der Erhaltung nicht realistisch abschätzbar, weil mit dem Erwerb auch die Erhaltung der unter Denkmalschutz stehenden Brücke und Trasse verbunden ist“. Hier halten die Innsbrucker Oppositionsparteien Das Neue Innsbruck, die Alternative Liste und die Liste Fritz dagegen und fordern geschlossen von der Stadtregierung den Ankauf und die Sanierung der Talstation.

„Wenn der Raum in Innsbruck schon knapp ist, muss man schauen, wie man mit dem Platz am besten umgeht.“

Thomas Krug

Petition und Kundgebung.
„Es geht darum, dass junge Leute hier etwas produzieren und schaffen können“, erklärt Thomas Krug. Die bisherige Nutzung machten zu zwei Dritteln kreatives Schaffen und zu einem Drittel Veranstaltungen aus, weshalb der Verein weiterhin auf die auf diese Nutzung ausgelegte Talstation beharrt. Kürzlich wurde anlässlich des zehnjährigen Jubiläums eine Petition „zum Erhalt der Talstation“ gestartet und ein Kurzfilm zum Thema Leerstand veröffentlicht. „Wir wollen auch mit weiteren Aktionen auf die Petition aufmerksam machen“, so Krug. Am 14. Dezember sei etwa eine Kundgebung bei der Talstation geplant. Generell ist sich Krug sicher, dass es zu wenige Orte für Vereine gibien, die Kultur machen: „Wenn der Raum in Innsbruck schon knapp ist, muss man schauen, wie man mit dem Platz am besten umgeht.“

Lichtblick in Vill.
Eine neue Kulturplattform mit dem Namen Pembau ist hingegen am Grundstück des abgebrannten Pembaurhofs in Vill im Entstehen. Dahinter steht der Verein „Frühschicht – Verein für kulturelle Vereinigung“ mit der Vorsitzenden Ina Heitmann, der dort Leerstand sinnvoll nutzen und Bildungsangebote, Workshops und einen inklusiven Rückzugsort anbieten will. Ein Ankauf des Grundstücks sowie ein Abriss und Neubau des Hauses sien angedacht, mit dem Eigentümer befinde man sich in gutem Kontakt. Aktuell wird dort unter anderem eine Wiese mit einem Permakultur-Garten mit Kräuterspirale, Beeten und einem Teich bespielt. Den Standort bezeichnet Vereinsmitglied Merlin Griguta als optimal, da es eine Busanbindung und keine direkten Anrainer:innen gibt. Schon im nächsten Jahr wolle man mit öffentlichen Freiland-Veranstaltungen starten. Generell solle künftig mit dem Pembau eine Plattform für verschiedenste Akteur:innen geboten werden, wie Vorstandsmitglied Bastian Gashi erklärt: „Wir sind offen, suchen Vereine, Gruppierungen, Einzelmenschen, die sich mit Konzepten hier bewerben können.“

Raum für Kunst und Kultur wird also benötigt und auch von vielen gefordert, dennoch bleibt immer weniger davon übrig. Wie sich dieses Spannungsfeld entwickelt, wird die Zukunft zeigen.  

AutorIn: Markus Wechner
Foto: MAX SCHORCH, FRANZ OSS