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Wie sind Sie zur Alten Musik – und nach Innsbruck – gekommen? Eva-Maria Sens: Eigentlich war es genau andersrum: Ich bin nach Innsbruck gekommen und damit zur Alten Musik. Ich habe vorher bei einem Orchester gearbeitet, das sich auch mit historischer Aufführungspraxis beschäftigt, aber in einem weiteren Sinn. Weil ich das Orchester auf Tourneen begleitet habe, war ich sehr viel unterwegs, was ich irgendwann nicht mehr wollte. Dann haben sich die Festwochen ergeben.
Was macht Alte Musik auch 2025 noch relevant?
Man sollte nie vergessen, worauf wir aufbauen, da verhält es sich mit der Alten Musik nicht anders als mit der Geschichte und mit der Gesellschaft. Jazz wäre ohne die Barockmusik nicht denkbar, Akkordkombinationen der frühen Gregorianik hören sich an, als wären sie aus der Moderne – es gibt Verbindungen vom Gestern ins Heute. Wir können Erkenntnisse aus der Entwicklung der Musik gewinnen und aus Fehlern lernen. Und es ist einfach faszinierend schöne Musik, die immer berühren wird.
Was empfehlen Sie als Einstieg, wenn man noch keinen Bezug zur Alten Musik hat?
Der beste Einstieg ist, glaube ich, sich Vivaldi oder Händel anzuhören. Jede:r kennt Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, selbst wenn man es nicht zuordnen kann. Es ist einfach, zuzuhören und sich mittragen zu lassen, diese emotionale Unmittelbarkeit zu erleben. Dann kann man es mit Bach versuchen, wo das Zuhören schon komplexer ist, und sich irgendwann unbedingt in die Welt der Barockopern wagen. Oder man kommt im Sommer zu unseren Lunchkonzerten, wo man sich einfach mittags in den Hofgarten setzen und der Musik, begleitet vom Vogelgezwitscher, lauschen und sich anstecken lassen kann.