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Ein Fest für alle

Das vom Kulturverein Bögen mit dem Innsbruck Marketing veranstaltete Bogenfest geht am 24. Mai in die vierte Runde. Auch heuer werden wieder Zehntausende Besucher:innen auf dem Event erwartet, das sich immer mehr zum Stadtfest für alle entwickelt.

Als das Bogenfest 2022 zum ersten Mal über die Bühne ging, war der Andrang riesig: Es war die erste große Veranstaltung in der Stadt nach der pandemiebedingten Pause. „Wir hatten das Glück, dass wir von Anfang an mehr Besucher:innen hatten als erwartet, und das hat sich dann einfach immer so weitergespielt und ist inzwischen eigentlich zu einem Stadtfest geworden, hinter dem sowohl die Stadt als auch die Szene selbst steht“, erklärt David Prieth, Obmann des Kulturvereins Bögen Innsbruck, der das Event in Kooperation mit dem Innsbruck Marketing ausrichtet. Das unterstreicht auch sein Vereinskollege Jakob Winkler: „Eigentlich wollen wir ja damit etwas aufbauen, als gutes Beispiel, wie eine Stadt mit der Subkultur zusammenarbeiten und ein richtig großes Ding auf die Beine stellen kann.“ Das gelinge, aber trotzdem sei es jedes Jahr wieder eine Frage, ob es weitergehen könne. „Das Bogenfest hat eine Dimension angenommen, bei der uns allen schwindelig wird, aber gleichzeitig können wir es nicht lassen.“

Immer beliebter.

Erwartet werden heuer mehrere zehntausend Besucher:innen – aus der Stadt selbst, Tirol und darüber hinaus, wie eine Besucherstrom-Analyse mit einem Mobilfunkanbieter bei der letztjährigen Ausgabe zeigte. Das wecke auch zunehmend Interesse außerhalb der Bogenmeile, sagt Prieth. „Wir müssen sehr vielen absagen inzwischen, nicht aus Bosheit, sondern weil wir den Fokus auf die Bogenmeile legen wollen – die Leute, die wirklich da arbeiten, da ansässig sind, haben einfach das Vorrecht, dabei zu sein.“ Das inkludiere nicht nur die Clubs, Lokale und Kulturbetriebe, sondern zum Beispiel auch das Altersheim Nothburgaheim und die HBLA, die heuer erstmals dabei sind, oder etwa die Kirchenbeitragsstelle, die Festivalseelsorge macht. Am Ende gehe es nicht nur darum, eine große Party zu schmeißen, sondern vor allem darum, einen öffentlichen Raum zu beanspruchen und alle sichtbar zu machen, die in der Gegend arbeiten und leben.

„Es ist inzwischen eigentlich zu einem Stadtfest geworden, hinter dem sowohl die Stadt als auch die Szene selbst steht.“

David Prieth

Organisatorischer Spagat.

Wie und wo diese Sichtbarkeit passieren kann, ist dabei eine der großen Herausforderungen bei der Organisation. „Die Bogenmeile ist ein Nadelöhr und der Durchfluss der Besucher:innen muss irgendwie gewährleistet werden, deshalb kann nicht immer alles so positioniert werden, wie man es vielleicht gerne hätte“, erklärt Winkler. Es gebe einfach gewisse Auflagen, aber zum größten Teil seien am Ende dann doch alle zufrieden, auch wenn nicht alle Beteiligten mit jeder einzelnen Entscheidung glücklich seien.

Um die Platzsituation zu entschärfen, ist heuer erstmals die Gegend um das Zeughaus samt Innenhof Teil des Festivalgeländes und neue Heimat der Spielstraße mit dem Familienprogramm. Ebenfalls vergrößert wird die Anzahl der Toiletten: „Wir haben die Anzahl der Klos heuer verdreifacht“, sagt Winkler. „Wir wissen, dass es auch so wieder Schlangen geben wird, aber mehr geht nicht. Wir geben mit mittlerweile fast 30.000 Euro mehr für Klos aus als für die Artists – der Main Act sind eigentlich die Toiletten.“

„Wir geben mit mittlerweile fast 30.000 Euro mehr für Klos aus als für die Artists – der Main Act sind eigentlich die Toiletten.“

Jakob Winkler

Das Niveau halten.

Ein weiterer großer Brocken des Budgets fließe in die Sicherheit, für das Programm der Main Stage bleiben am Ende rund 10.000 Euro. Mit dem aktuell nur aus Förderungen und vom Verein selbst aufgestellten Budget werde es immer schwieriger, den Standard des Programms zu halten, deshalb werde man irgendwann vermutlich nicht mehr darum herumkommen, sich Sponsoren aus der Privatwirtschaft zu holen. „Man könnte argumentieren, die Leute kommen sowieso, weil so viele Leute kommen, es ist eigentlich eh egal, wer spielt, aber das sehen wir nicht so“, betont Prieth. „Wir haben alle Clubs, wir haben alle Kulturerfahrung, und da wollen wir nicht nur irgendeine beliebige Coverband rumstehen haben, sondern ein Programm bieten, das uns repräsentiert.“


Die Bogenkonferenz

Ergänzend zum Bogenfest treffen bei der heuer am 23. und 24. Mai erstmals stattfindenden Bogenkonferenz samt Showcase-Konzerten Expert:innen aus der Musik- und Veranstaltungsbranche in der p.m.k und der Bäckerei zusammen, um darüber zu sprechen, wie Tirol allgemein und Innsbruck im Speziellen als Musikstandorte entwickelt und wieder auf die internationale Landkarte gebracht werden können. „Wir haben eine unglaublich gute Verkehrslage zwischen Deutschland, Italien und der Schweiz, aber es gibt immer noch keinen Ersatz für den Hafen oder den Weekender und auch sonst nicht viel, wo größere Acts stehen bleiben können“, erklärt David Prieth die Ausgangslage.

Im Rahmen der Konferenz, an der neben dem Kulturverein Bögen auch das kreativland.tirol, das Musikbüro Tirol, mica austria und das Innsbruck Marketing beteiligt sind, soll einerseits das Format Bogenkonferenz für die nächsten Jahre ausgearbeitet und andererseits schon konkret darüber geredet werden, was genau es braucht, um Innsbruck und Tirol zu relevanten Standorten für die Musikbranche zu machen.

Text: Lisa Schwarzenauer
Fotos: Manuel Kokseder, Axel Springer, Franz Oss