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MundArt ist meine Spielwiese

Er kocht sich für 6020 um die Welt und durch den Saisonkalender, jetzt präsentiert Flo Seidl eine Auswahl seiner besten Rezepte aus über zwei Jahrzehnten „MundArt“ in einem eigenen Kochbuch – eine perfekte Gelegenheit, um mit ihm über seine Leidenschaft und kulinarische Aha-Momente zu sprechen.

Zur Person

Flo Seidl ist Hobbykoch und verfasst seit 20 Jahren die Kochkolumne „MundArt“. Er arbeitet bei einer Airline und verbindet seine Liebe zum Kochen mit dem Schreiben und Fotografieren.

6020: Wie wurdest du zum Kochkolumnisten? Flo Seidl: Ich stamme aus einer kochbegeisterten Familie, die mir den Respekt vor hochwertigen Zutaten und das Offensein für unterschiedliche Geschmäcker vermittelt hat. Nach wie vor ist Kochen ein Teil meines Lebens, der mir unfassbar viel Freude macht. Die Idee für eine Kochkolumne im 6020 gab es schon bald nach dessen Gründung, und nachdem ich schon für die Schülerzeitung von 6020-Herausgeber Michael Steinlechner geschrieben hatte, kam eines zum anderen.

Kannst du dich noch an das erste Rezept deiner Kolumne erinnern? Das war Risotto Milanese. Ich liebe Gerichte, die mit wenigen Zutaten auskommen, aber durch ihre Zubereitung und die Qualität der Produkte richtig glänzen. Ein Risotto braucht nicht viel: guten Reis, eine gute Suppe und vor allem Geduld, denn die cremige Konsistenz entsteht beim langsamen Rühren. Es fasziniert mich, wie aus einfachsten Bestandteilen so toller Geschmack entsteht.

Von der Idee bis zum fertigen Rezept machst du alles selbst – bist Koch, Foodstylist und Fotograf in einer Person. Klingt ganz schön stressig! Natürlich ist das manchmal herausfordernd, weil man alles gleichzeitig machen muss: kochen, anrichten, fotografieren. Aber mit der Zeit entwickelt sich eine Routine und mittlerweile weiß ich genau, wie ich ein Gericht in Szene setzen muss, damit es auf dem Foto wirkt. Es ist zwar eine One-Man-Show, aber es macht mir großen Spaß, alles selbst in der Hand zu haben.

Was war der Auslöser dafür, nun ein eigenes Kochbuch zu veröffentlichen? Dieser Gedanke hat mich schon länger begleitet. Ein Kochbuch ist dann doch etwas anderes als eine Magazinseite: Man nimmt es öfter in die Hand, blättert darin, lässt sich inspirieren. Für mich war es ein schöner Schritt, all das, was sich über die Jahre angesammelt hat, in einem Buch zu bündeln – als Weiterentwicklung und Herzensprojekt.

Neben Klassikern wie Schlutzkrapfen findet man auch Exoten wie Baba Ganoush. Gibt es da einen roten Faden? Die Saisonalität – die sich durch die monatliche Erscheinung der Kolumne ganz organisch ergeben hat. Das Buch ist in Jahreszeiten gegliedert, weil meine Küche einem kulinarischen Jahreslauf folgt, bei dem ich mich von dem inspirieren lasse, was der Markt gerade hergibt.

Auch als gefeierter Kochbuchautor – wirst du dem 6020 mit deinen Rezepten erhalten bleiben? Das hoffe ich! Die Kolumne ist für mich eine Spielwiese, auf der ich mich kreativ austoben kann. Es macht mir große Freude, Monat für Monat Neues zu entwickeln, auszuprobieren und zu teilen. Daher freue ich mich auf alles, was kommt.

Danke für das Gespräch.

Kurz und Knackig

Immer in meinem Kühlschrank … sind Eier vom Bauernhof – für Pastateig oder ein schnelles Spiegelei.

Mein größter Fauxpas in der Küche … war eine Folge von Ungeduld. Dass viele Zutaten bei Mehlspeisen Raumtemperatur brauchen, musste ich auf die harte Tour lernen.

Meine Henkersmahlzeit bestünde aus … einem Risotto Milanese mit gebratenem Saiblingsfilet, danach frische Tagliatelle aglio e olio mit Habaneros und zum Abschluss eine Kugel selbst gemachtes Zitroneneis.

Ohne dieses Küchengerät geht gar nichts … ein gutes, scharfes Messer.

Ein völlig unterschätztes Lebensmittel ist … die Rohne! Sie ist ein echtes Multitalent – dazu kommen ihre Farbe und der erdige Geschmack.

Wenn ich nicht selbst koche, ist mein Lieblingslokal in Innsbruck … die Wilderin. Weil ich es schätze, wenn jemand auch alte Kühe verkocht, und das von Kopf bis Schwanz.

Interview: Leonie Werus
Fotos: Franz Oss