ontag ist Ruhetag auf der Kartbahn Innsbruck. Ein Gast ist jedoch da. Am Kopf ein Schutzhelm, an den Füßen braune Schlapfen, dazu eine braune Ordenstracht mit Kordel um den Bauch: Bruder René will sein neuestes Video drehen und steigt dafür zum ersten Mal in seinem Leben in ein Kartauto. Noch schnell die Frage nach dem Gaspedal, dann geht’s auch schon los. Mit sichtlichem Spaß und immer größerem Tempo dreht Bruder René seine ersten Runden. Kameramann ist dieses Mal ein ehemaliger Schüler des Franziskanergymnasiums Hall.
Bruder René fährt zweimal pro Woche von seinem Orden in Telfs nach Hall, um mit den Schülern zu plaudern, zu diskutieren und ihnen Ratschläge zu geben. „Dabei sind auch meine Videos immer wieder ein Thema. Die Schüler machen mir oft Themenvorschläge und sagen: ‚Ach, red doch mal über dies oder das’“, erklärt Bruder René und holt aus dem weiten Ärmel seiner Ordenstracht einen Spickzettel mit handgeschriebenen Moderationen heraus. Das Thema ist diesmal Michael Schuhmacher und die große Anteilnahme an seinem Unfall. Die Kartbahn eignet sich als Drehort perfekt, Bruder René strahlt über das ganze Gesicht.
Kamera läuft.
Kameramann Jakob ist bereit, es geht los. Bruder René fährt mit seinem Kartauto auf die Kamera zu, bremst scharf ab, steigt aus dem Auto und beginnt dabei schon mit seinem Text. Um die zwei Minuten dauern seine wöchentlichen Clips, dieses Mal baut René sogar einen selbstgedichteten Rap über Schumi ein. Der anwesende Kartbetreuer kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. So viel Lust an der Selbstdarstellung ist man von einem Priester nicht gewöhnt, die Clips sind daher auch immer wieder in seinem Orden ein Thema. „Meine Mitbrüder und ich reden und diskutieren ganz offen. Nicht jeder heißt meine Clips gut. Ab und zu gibt es auch Kritik“, erklärt Bruder René und macht sich auf die Suche nach dem perfekten Platz für seine nächste Moderation.
„Meine Mitbrüder und ich reden und diskutieren ganz offen. Nicht jeder heißt meine Clips gut.“
Bruder René
PR für Gott.
50 bis 60 Videos hat Bruder René bisher gedreht, die Idee dazu entstand durch einen Freund, der eine Produktionsfirma besitzt und der Meinung war, dass man das Internet doch auch endlich mal mit guten Inhalten füllen müsse. Bruder René war sofort Feuer und Flamme und bekam durch seinen Orden die Möglichkeit, in München eine zweijährige Journalistenausbildung zu absolvieren. Seine Clips schneidet der gebürtige Osttiroler in einem kleinen Zimmer im Kloster in Telfs. Seine Homepage betreut Bruder René selbst, auch auf Facebook ist er aktiv. All das ist eher ungewöhnlich für einen Klostermönch, die Frage nach der Motivation dahinter drängt sich auf. „Ich fühle mich berufen zu erzählen, ich fühle mich reich beschenkt und will meine Liebe und Begeisterung für den Glauben weitergeben“, erklärt René mit leuchtenden Augen.
//Darüber, dass seine Clips in „Willkommen Österreich“ eher zu Unterhaltungs- als zu Informationszwecken gezeigt werden, ärgert sich
ZUR PERSON
René Dorre wird 1968 in Lienz geboren. Er wächst als Nesthäkchen einer nicht sonderlich religiösen Groflfamilie in Dölsach auf. Mit 18 Jahren ist René von der Atmosphäre im Marienwallfahrtsort Medjugorje in Bosnien/Herzegowina so beeindruckt, dass er sich immer mehr dem Glauben zuwendet. Nach einem Semester Medizin beginnt er sein Theologiestudium und schlägt die Priesterlaufbahn ein. 2011 wurde Bruder RenÈ vom Franziskanerorden von Lienz nach Telfs berufen. Er ist in der Jugendarbeit der Franziskaner aktiv und hält regelmäßig Predigten in der Franziskanerkirche Telfs.
René nicht. „Ich glaube, dass ich sympathisch rüberkomme, daher freut mich die große Aufmerksamkeit. Es ist ein guter Schritt auf meinem Weg, wenn ich bekannter werde.“
Der Herr ist mein Bungeeseil.
Seine Themenauswahl ist für einen Kirchenmann ungewöhnlich, vor allem seine Clips über Pornografie und Beziehungen erregen große Aufmerksamkeit. „Das Thema Sexualität ist ein Bereich, der viele berührt und der mit sehr viel Glück, aber auch sehr viel Leid verknüpft ist. Mir ist es wichtig, auf die Würde eines jeden Menschens hinzuweisen, niemand soll als Sexobjekt gesehen werden“, sagt René.
//Die letzte Moderationsszene ist geschafft und auch Jakob hat genügend Schnittbilder im Kasten. Bruder René lächelt zufrieden und hat bereits eine Idee für den nächsten Clipdreh im Kopf: Bei einem Bungeesprung von der Europabrücke könnte er über das Urvertrauen in Gott sprechen.
„Ich fühle mich berufen zu erzählen und will meine Liebe und Begeisterung für den Glauben weitergeben.“
Bruder René