Wie oft sagt jemand Stermann zu Ihnen? CHRISTOPH GRISSEMANN: Praktisch nie. Und wenn, auch kein Drama. Zumal in einem Duo immer Verwechslungsgefahr lauert. Wobei ich mir allerdings sicher bin, dass Stan Laurel nie mit Oliver Hardy verwechselt wurde.
Stört es Sie, dass Stermann als der Schönere gilt? Nein, Schönheit liegt doch im Auge des Betrachters – diese feine Wendung stammt nicht von mir, ist sozusagen geliehen. Aber auch hier muss man ehrlicherweise zugeben, dass Stermann vom Schöpfer – gibt es den? – schon gütig ausgestattet wurde. Das wehend-weiße Vollhaar, der hohe Gesamtwuchs und diese Lebendigkeit in den Augen! Meine Zukunft wird wohl eher so aussehen: Toupet und Stöckelschuhe. Hauptsache gesund.
Im Gegenzug werden sie immer für den deutlich Jüngeren gehalten. Sind Sie also quitt? Ich bin starke sechs Monate jünger als Sternmann und ich sehe ganz passabel aus. Ende der Diskussion.
Wer hatte über die Jahre gerechnet mehr Groupies? Ich denke nicht in diesen vulgären Groupie-Kategorien. Die wunderbaren Begegnungen mit massiv illuminierten Damen haben mein Leben einfach so viel reicher gemacht. Stermann hat die ganzen Weiber.
Welchen „Willkommen Österreich“-Gast fanden Sie ganz toll, Stermann aber nicht? Die Skikünstlerin Anna Fenninger fand ich hinreißend, Stermann hingegen fand sie langweilig. Frau Fenninger hat ausschließlich mit „ja“ oder „nein“ geantwortet. So macht man’s. Große Kunst.
Hat Stermann wirklich ein Problem mit Ihrem Alkoholkonsum? Hat er das behauptet? Sie wollen mich reinlegen. Nein, nein, Sternemann weiß, dass Alkohol mein Leben gerettet hat. Das ist längst bewiesen. Außerdem gluckert der Stermann mindestens soviel wie ich. Nur halt im Geheimen. Stichwort: Amaretto in der Schublade, Sie verstehen.
Wer hat die schönere Stimme: Ihr Vater oder Sie? Das liegt wohl im Ohr des Hörenden. Aber, meinetwegen: Mein Vater ist „The Voice“, ich nur „Voicchen“. Manchmal weiß ich übrigens gar nicht, ob ich wirklich so eine Stimme habe oder ob ich sie nur permanent verstelle. Hm.
„Meine Zukunft wird wohl eher so aussehen: Toupet und Stöckelschuhe. Hauptsache gesund.“
Wenn Sie Solokünstler wären, welche Saalgröße würden Sie füllen? Wieder keine Ahnung. Kommt wohl drauf an. Wenn ich einen Welthit schreibe, dann würden wohl 10.000 kommen. Wenn ich wieder Witze schreibe, 1.000. So vielleicht.
Stermann ist auch Schriftsteller, Sie nicht. Grenzen Sie sich damit ab? Klares Ja. Schuster, bleib bei deinem Leisten. Die Vorbilder sind zu mächtig (Kleist, Grass, Stermann), außerdem fällt mir grade brühwarm ein, dass ich ja auch schon fünf Bücher geschrieben habe. Hat aber auch keinen Schriftsteller aus mir gemacht, sondern lediglich einen Schmierfink. An dieser stelle sei mein Mammutwerk „Debilenmilch“ wärmstens empfohlen. Verlag hab ich vergessen. Googlebar.
Oh, Entschuldigung. Gemeint waren die Bücher, die Stermann alleine geschrieben hat. Naja. Sie erwähnen immer wieder, mit 50 aufhören zu wollen. Das wäre 2016. Meinen Sie das ernst? Das ist mein vollster Ernst. Mit 50 tauch ich unter. Neue Identität, Berufswechsel, Kindergärtner vielleicht. Ein neues Leben mit Perücke und Schnurrbart, Pfeife eventuell. Und Hut. Auf alle Fälle Hut.
Wofür geben Sie Ihr Geld aus? Für alles Mögliche. Selten dumme Frage. Soll ich’s aufzählen? Hosen, Sessel, Eier, Rum... ach, sie können sich’s denken. So eine dumme Frage.
Und Stermann? Es reicht.
Würde Stermann als Kabarettist in Deutschland eine Chance haben? Stermann hätte natürlich eine Chance in Deutschland als Knallcha... äh ... als Kabartettist. Der Mann hat doch Talente! Das weiß man doch! Die Fragen werden immer imbeziler … langsam verliere ich die Lust, ich werde unkonzentriert, mein Blick schweift ab, mir wird schwindlig ...
Und Sie? Ja sicher. Ist auch keine große Kunst. Fünf, sechs Witze unfallfrei über die Lippen kriegen, das kann doch jeder Ballermann-Animateur. Das Geld liegt auf der Straße. Der Clown bückt sich und sammelt alles ein.
Was war der schlimmste Auftritt Ihrer Karriere? Burgenland. Etwa 2009. Stermann bekam gegen Ende der Show einen Herzinfarkt. Er wurde mit dem Krankenwagen ins Spital gefahren. Ich hab den Auftritt souverän allein zu Ende gebracht. Show must go on (nicht von mir, geliehen).
Wenn Stermann & Grissemann sich à la Oasis trennen würden und sich jeder einen neuen Bühnenpartner suchen müsste – wer wäre das? Ich hätte gern den fantastischen Sänger Adamo an meiner Seite. Ich bin ein Riesenfan von Adamo. Ich hab alles. ALLES hab ich von Adamo. Das wäre mein liebster Bühnenpartner. Ich weiß aber nicht, ob der schon tot ist.
Und wen würde Stermann als Bühnenpartner wählen? Zu Stermann würde eine zarte kleine Frau passen. Eine Kleinwüchsige vielleicht. Eine Zwergin aus der DDR. Die hockt wie ein Papagei auf seiner Schulter und sagt ihm die Gags leise vor. Nicht schlecht, oder?
Ist es nicht erniedrigend, in Deutschland als Bauernseppl Werbung für den Mobilfunk-Discounter klarmobil zu machen? Natürlich ist das erniedrigend. Deshalb auch das hohe Schmerzensgeld. Aber ist es nicht noch viel erniedrigender, einen Erniedrigten nach der Dimension seiner Erniedrigung zu befragen? Sie nichtsnutziger Narr.
Stimmt es, dass der Verbund eigentlich nur Sie als Werbe-Testimonial haben wollte? Lüge. Dumme Lüge.
Was haben Sie gestern ins Geheime Tagebuch geschrieben? Ich schreibe kein Tagebuch. Ich mag das Kreative grundsätzlich nicht. Schreiben, malen, tanzen. Dient doch alles nur der Ablenkung. Sitzen und schauen. das tu ich gern. Ich verehre das Reglose. Verliebt in eine Leiche.
Im Briefwechsel Ihrer Mutter mit der Mutter von Stermann fiel einmal der Satz: „Ihr Dirk war ja – bevor ihn mein Sohn von der Straße geholt hat – Taxifahrer.“ Wie viel Wahrheit steckt in dieser Aussage? Hoher Wahrheitsgehalt. Schneemann war in Düsseldorf tatsächlich Taxifahrer. Passt auch zu ihm. Gemütlich im Auto sitzen und die Leute herumkutschieren. Oder nicht? Oder was?
Lassen Sie den Tiroler besonders raushängen, wenn Sie in Innsbruck sind? Das ist mir jetzt zu blöd. So eine verbödete Frage. Es ist zum Haareraufen. Letzte Frage bitte.
Im April spielen Sie vier Tage in Folge im Innsbrucker Treibhaus – was darf das Publikum erwarten? Bloß nicht zuviel.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Stermann gluckert mindestens soviel wie ich. Nur halt im Geheimen. Stichwort: Amaretto in der Schublade, Sie verstehen.“

ZUR PERSON
Christoph Grissemann wurde 1966 in Innsbruck geboren. Matura und einige Studienjahre in Wien, seit 1988 beim ORF. 1989 startete die legendäre Radiosendung „Salon Helga“. Heute Moderator von „Willkommen Österreich“ und Werbesprecher.